In unserem neuen Büro haben wir eine kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärme- und Feuchterückgewinnung eingebaut. Bei der hochwertigen energetischen Sanierung von Altbauten ist gerade die Lüftung in den dann luftdichten Gebäuden ein wichtiges Thema.
Schauen Sie sich das folgende Video an, wenn Sie wissen wollen wann der Einbau einer zentralen Lüftung sinnvoll ist, was die Vorteile von dezentralen Anlagen sind oder Sie einfach nur mal eine grundlegende Information zum Thema haben wollen.
Gründe für eine kontrollierte Wohnraumlüftung
Bevor wir in unser Beispielprojekt einsteigen sollte ich ein paar grundsätzliche Dinge erklären, zum Beispiel warum es überhaupt sinnvoll ist eine kontrollierte Lüftung einzubauen, wenn es doch bisher auch ohne diese ganz gut ging.
Das Thema kommt meist mit der energetischen Sanierung oder im Zusammenhang mit Schimmelproblemen zur Sprache.
Die Ursache für Schimmel ist meist eine mangelhafte Dämmung von Gebäudeteilen in Verbindung mit schlechten Lüftungsgewohnheiten oder einer nachträglich dichten Gebäudehülle. Hier kann eine kontrollierte Lüftung mit Wärmerückgewinnung wahre Wunder bewirken.
Bei der Lüftung im Zusammenhang mit energetischer Sanierung geht es nicht Schimmel, sondern um die Luftdichtheit eines sanierten Gebäudes und die maximale Energieersparnis.
energetisch sanierte Gebäude müssen luftdicht sein …
Hermann Blattner – Stuckateurmeister und Altbauspezialist
Ein Gebäude kann nur energiesparend saniert werden, wenn es hinterher möglichst luftdicht ist. Das leuchtet auch ein, man stelle sich nur vor wir ziehen uns an einem windigen Tag einen grob gestrickten dicken Wollpullover an und stehen dann raus in den Wind. Ganz schnell ziehen wir uns eine winddichte Jacke drüber und schon ist’s uns kuschlig warm. Genauso ist’s auch mit unseren Wohnräumen, wenn die kalte Luft von draußen überall unkontrolliert eindringen könnte, würde die beste Wärmedämmung nichts nützen.
Dichtes Haus = dicke Luft !
So oder so gibt’s in einem luftdichten Haus sehr schnell dicke Luft. Alle Lebewesen produzieren Feuchtigkeit und Schadstoffe, hier hauptsächlich CO2. Zusätzlich emittieren Möbel, Wände, Decken und Böden, je nach verwendeten Materialien zusätzlich jede Menge Stoffe, die auf Dauer gesundheitsschädlich sein können. Die Luft muss also auf jeden Fall regelmäßig ausgetauscht werden. Natürlich kann dies, wie seither durch manuelles Stoßlüften über die Fenster gemacht werden, das funktioniert auch in energetisch sanierten Gebäuden gut, wenn im Verhältnis zur Wohnfläche wenige Bewohner das Gebäude nutzen und emissionsarme Materialien zum Einsatz gekommen sind. Wenn wir Energie sparen wollen ist das Fensterlüften natürlich nicht ideal.
Fensterlüften kostet Energie – 90% davon können Sie sparen
Eine kontrollierte Wohnraumlüftung ist heute immer mit sogenannten Wärmetauschern ausgestattet, das heißt die warme Raumluft erwärmt die frische Außenluft und dies mit einem Wirkungsgrad von meist über 90%. So geht nur ein verschwindend geringer Anteil Energie durch das Lüften verloren.
Dadurch können leichter die verschiedenen KfW-Standards für mögliche Fördergelder erreicht werden – im besten Fall finanziert sich die Lüftung sogar über so erst mögliche Fördergelder.
Zentrale- oder Dezentrale Lüftung?
Grundsätzlich gibt es zwei Arten von kontrollierter Wohnraumlüftung. Zum einen die dezentrale Lüftung, die ohne Lüftungsrohre auskommt und einfach nur am verschiedenen Stellen in die Außenwand des Gebäudes eingebaut wird. Dies ist die einfachere und meist auch preiswertere Lösung mit verschiedenen Vor- und Nachteilen.
Zum anderen die zentrale Wohnraumlüftung, die, wie der Name sagt eine zentrale Lüftungseinheit hat. Diese wird mit Lüftungsrohren oder Kanälen mit den zu lüftenden Zimmern verbunden. Diese Art der kontrollierten Wohnraumlüftung haben wir in unserer neuen Büroetage eingebaut. Ich hab immer wieder ein paar Bilder gemacht, so dass ich ihnen an diesem Beispiel zeigen kann, wie sowas prinzipiell funktioniert und was die Vor- bzw. Nachteile von zentralen bzw. dezentralen Lüftungsanlagen sind.
Beginnen wir mit der Außen- und Fortluft. Für eine zentrale Lüftung brauchen wir nur 2 Öffnungen in unserem Gebäude, wie Sie auf folgendem Bild gut erkennen können. Diese sollten eigentlich nicht zu nahe beieinander sein, idealerweise vielleicht sogar um ein Gebäudeeck versetzt, um zu verhindern, dass die verbrauchte Luft gleich wieder von der Anlage angesaugt wird.
Dies konnten wir bei uns leider nicht ideal realisieren und trotzdem funktioniert unsere Anlage fantastisch.
Die eigentliche Lüftungsanlage hat ca. die Größe einer Waschmaschine und steht dann möglichst nahe bei den beiden Öffnungen. Verfolgen wir gedanklich einmal den Weg der Luft durchs Gebäude.
Die kalte Außenluft wird durch die Anlage angesaugt und gefiltert. Hier können sogar verschiedene Filter eingesetzt werden, so dass, wenn gewünscht, auch Pollen usw. rausgefiltert werden und damit nicht in den Innenraum gelangen können, was grade für Allergiker sehr interessant sein kann.
Als ich nach 6 Monaten zum ersten Mal unsere Filter gewechselt habe, war ich ziemlich erschrocken, wie dick schwarz diese verschmutzt waren und andersrum natürlich auch froh, dass dieser schwarze Staub nicht in unser Büro gekommen ist.
Die gereinigte kalte Außenluft wird dann durch den oben schon angesprochenen Wärmetauscher geschickt, hier wird diese durch die gleichzeitig ausgeblasene verbrauchte Raumluft erwärmt. Das funktioniert so gut, dass selbst bei Temperaturen unter 0° C draußen die Zuluft in die Räume bisher nie kälter als 18,5 ° C war.
Ich weiß das so genau, weil unsere Anlage die verschiedenen Temperaturen und Feuchtigkeit automatisch erfasst. Die gemessenen Werte können entweder direkt an der Anlage oder, ganz bequem, in einer entsprechenden Smartphone App abgerufen werden, über die die Anlage übrigens auch komplett gesteuert werden kann.
Doch nicht nur die Wärme wird übergeben auch die Feuchtigkeit wird durch den sogenannten Enthalpie Wärmetauscher ausgetauscht. Dies verhindert wirkungsvoll zu trockene Heizungsluft, so dass wir in der Regel immer eine Luftfeuchtigkeit um die 40% haben. Trockene Luft ist gerade im Winter ein Problem für unser Immunsystem, denn ausgetrocknete Nasenschleimhäute sind wesentlich anfälliger für Erkältungs- und Grippeviren.
Die nun warme und nicht zu trockene Außenluft wird jetzt noch durch einen Schalldämpfer geschickt, der verhindert, dass Schall aus verschiedenen Zimmern über die Lüftungsanlage verteilt wird. Am Ende des Schalldämpfers wird die Luft dann aufgeteilt und über 90 mm dicke Lüftungsrohre in Richtung der Zuluft Räume geschickt.
Typischerweise sind die Wohn- und Schlafzimmer sogenannte Zuluft Räume, weil wir dort die frische Luft natürlich zuallererst haben wollen. Die frische Luft strömt dann von diesen Räumen idealerweise zu den Ablufträumen, wie z.B. WC, Bad und Küche. So wird verhindert, dass Gerüche und übermäßig Feuchtigkeit in die Wohnräume kommt.
Die Abluft wird wieder über Lüftungsrohre zu der Lüftungsanlage geführt. Dort muss sie auch durch einen Schalldämpfer, dann durch den Wärme/Feuchtetauscher und von dort raus an die frische Luft.
Vor- und Nachteile zentraler und dezentraler Anlagen
Die Vorteile der zentralen Lüftungsanlage sind also vielfältig. Zum einen hat sie einen sehr hohen Wirkungsgrad, arbeitet praktisch geräuschlos und vor allem kann die Luft sehr gezielt zugeführt und abgesaugt werden.
Nachteil ist der höhere Installationsaufwand und die dadurch natürlich auch höheren Kosten.
Die dezentrale Lüftung funktioniert in der Regel durch einzelne selbstständige Geräte, die direkt in der Außenwand verbaut werden. Der Wärmetauscher sitzt dann auch im Gerät, was zur Folge hat, dass die Zu- und Abluft an derselben Stelle zu- bzw. abgeführt wird. Dies ermöglicht z.B. auch dass nur einzelne z.B. durch Schimmel belastete Räume kontrolliert gelüftet werden können.
Der in jedem Gerät eingebaute Ventilator arbeitet zwar sehr sehr leise, kann aber geräuschempfindliche Menschen, vor allem im Schlafzimmer, schon auch mal stören.
Vorteil ist aber in jedem Fall, dass die kontrollierte Lüftung praktisch an jeder Stelle installiert werden kann, es braucht nur ein entsprechendes Loch in der Wand und einen Stromanschluss. Beim Einsatz von mehreren Geräten können diese auch über Funk oder Kabel miteinander kommunizieren, so dass vielfältige Möglichkeiten für eine sehr komfortable und gute Installation einer kontrollierten Wohnraumlüftung entstehen.
Verschiedene Hersteller bieten in der Zwischenzeit auch eine Kombination von dezentraler und zentraler Lüftung an, so dass z.B. WC und Bad wie bei einer zentralen Lüftungsanlage als reine Ablufträume installiert werden können.
Durch die Vielzahl der Möglichkeiten kann praktisch für jedes Gebäude bzw. Wohnung eine individuelle und passende Lösung gefunden werden.
So sieht’s aus, wenn’s fertig ist
Auf den folgenden Bildern sehen Sie noch unser fertiges Büro. Wir haben die Zuluft meist über eine senkrechte Fuge in einer Raumecke geführt, wenn Sie genau hinschauen können Sie das gut erkennen.
Die Abluft haben wir ganz konventionell über die runden weißen Lüftungsauslässe geführt. Hier gibt es aber auch unzählige andere Möglichkeiten das noch schicker zu gestalten, z.B. mit farbigen oder naturbelassenen Edelstahlrahmen usw.
Wir beraten Sie gerne !
Falls Sie also ihr Gebäude energetisch sanieren wollen oder aus anderen Gründen an einer kontrollierten Wohnraumlüftung interessiert sind stehen wir ihnen gerne mit Rat und Tat zur Seite.
Weiter Informationen zum Thema finden Sie unter anderem unter https://www.zehnder-systems.de/produkte-und-systeme/komfortable-wohnraumlueftung/funktionsprinzip
Ihr Hermann Blattner